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Nordstern und Ikigai: Zwei Wege zum Lebenssinn für Boomer im Umbruch

Ein großer Teil der Boomer-Generation (Jahrgänge 1946–1964) befindet sich in einer Lebensphase des Umbruchs. Nach Jahrzehnten harter Arbeit, Familiengründung und gesellschaftlicher Verantwortung stellen sich viele die Sinnfrage: "War das schon alles?" – trotz objektiv erfolgreich geführtem Leben. In diesen Momenten des Sinnwandels suchen Menschen Orientierung und Klarheit, um ihren inneren Kompass neu auszurichten. Zwei Konzepte versprechen hierbei Hilfe: zum einen das Nordstern-Konzept des deutschen Coaches Dieter Lange, zum anderen das japanische Ikigai-Modell für Lebenssinn. Beide Modelle sollen helfen, den persönlichen “Purpose” – also das, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen – (wieder) zu entdecken und dem Leben neue Richtung zu geben.

Dieter Langes Nordstern-Konzept: Der persönliche Leitstern

Der Nordstern - heller als alles Andere im Nachthimmel und seit jeher magisch anziehend.
Der Nordstern - heller als alles Andere im Nachthimmel und seit jeher magisch anziehend.

Dieter Lange, Psychologe und langjähriger Führungskräftetrainer, nutzt den Nordstern als kraftvolle Metapher für die persönliche Vision (Vgl. greator.com). So wie der Polarstern seit jeher Reisenden als Fixpunkt diente, steht der Nordstern im Leben für einen Fixpunkt innerer Ausrichtung. Lange stellt Fragen wie „Was gibt dir Orientierung? Wofür stehst du jeden Tag auf?“ um Menschen zu ihrem individuellen Nordstern – sprich: ihrem Lebenssinn – zu führen.


Kern des Nordstern-Konzepts ist ein Lebensplan, der Klarheit über die eigenen Werte und Ziele schafft und diese in Einklang mit dem wahren Selbst bringt. Man entwickelt einen persönlichen Plan als Kompass, der auf dem Weg zu mehr Erfüllung und Sinnhaftigkeit leitet. Dabei wird der Blick auf alle wichtigen Lebensbereiche gelenkt – Beruf/Bildung, Familie/Freunde, Gesundheit/Hobbys und Kultur/Reisen – sodass der Lebenssinn ganzheitlich erforscht wird. Das Ziel: Aus dem Hamsterrad des Alltagstrotts ausbrechen und sich den Dingen widmen, die wirklich bedeutsam sind. Während dieses Prozesses identifiziert man zentrale Werte, Lebensziele und sogar einen „Titel des eigenen Lebensbuchs“ – eine treffende Bezeichnung für die persönliche Lebensvision.


Langes Nordstern-Konzept steht für Integrität, Klarheit, Mut und Selbstverantwortung. Es ermutigt dazu, authentisch den eigenen Weg zu verfolgen, unbeirrt von äußeren Ablenkungen. Wer seinen Nordstern gefunden hat, verfügt über eine innere Orientierung, die auch in turbulenten Zeiten Halt gibt. Viele Teilnehmer von Langes Seminaren berichten, erst durch die Arbeit am Nordstern erkannt zu haben, „was ich wirklich will – unabhängig von dem, was im Außen passiert“. Kurz: Der Nordstern fungiert als persönlicher Leitstern, an dem man alle Entscheidungen ausrichten kann, um ein erfülltes und sinngetreues Leben zu führen.


Ikigai: Japanische Philosophie des Lebenssinns

Ikigai (生き甲斐) ist ein zentraler Begriff der japanischen Kultur und bedeutet in etwa „das, wofür es sich zu leben lohnt“. Wörtlich setzt sich das Wort aus iki („Leben“) und gai („Wert“) zusammen – sinngemäß also „Lebenssinn“ oder „Lebenswert“ (Vgl. zeitakademie.de). In Japan versteht man darunter die individuellen Gründe, die dem Leben Bedeutung und Freude verleihen – sei es eine Tätigkeit, ein geliebter Mensch, ein Hobby oder ein Lebensziel. Ikigai ist dabei sehr persönlich und kann von kleinen alltäglichen Freuden bis hin zur großen Lebensaufgabe reichen.


Im Westen wurde Ikigai vor allem durch ein Vier-Kreise-Modell populär, das als Wegweiser zur Berufung dient. Es basiert auf vier Schlüsselfragen (Vgl. medium.com):

  • Was liebe ich? (Leidenschaft)

  • Worin bin ich gut? (Begabung)

  • Was braucht die Welt von mir? (Mission)

  • Womit kann ich Geld verdienen? (Beruf/Berufung)


Dort, wo sich die Antworten auf diese vier Fragen überschneiden, liegt – der westlichen Interpretation zufolge – das persönliche Ikigai. Dieses Schnittmengen-Modell hilft, einen Tätigkeitsbereich oder Lebensweg zu finden, der sowohl Erfüllung bringt als auch Nutzen für Andere stiftet und im Idealfall finanziell tragfähig ist. In Seminaren und Coachings zur Sinnfindung wird diese Methode oft genutzt, um die wahre intrinsische Motivation einer Person freizulegen.

Allerdings greift die populäre Grafik etwas kurz, denn das ursprüngliche Ikigai-Konzept ist breiter angelegt: Es ist „frei von gesellschaftlichem Druck“ und fokussiert eher auf die innere Haltung und das Glück in alltäglichen Situationen. Das Warum und Wie unseres Tuns steht im Vordergrund, nicht unbedingt das Was. So finden selbst viele hochbetagte Menschen in Japan ihr Ikigai jenseits von Berufsrollen – z. B. in der täglichen Gartenarbeit, dem Pflegen von Freundschaften oder dem Ausüben traditioneller Künste. Gerade auf Okinawa, einer als „Insel der Hundertjährigen“ bekannten Region, leben viele Senioren ihr Ikigai jeden Tag aktiv und bleiben dadurch körperlich und seelisch bemerkenswert fit. Statt sich zur Ruhe zu setzen, bleiben sie engagiert in der Gemeinschaft, folgen einer sinnstiftenden Aufgabe und finden darin Lebensfreude und Stolz.


Zusammengefasst bietet Ikigai einen strukturierten Ansatz, um den Sinn des eigenen Daseins zu ergründen. Es verbindet persönliche Leidenschaften und Talente mit dem Bedürfnis der Welt und pragmatischen Überlegungen. Dadurch entsteht ein ganzheitlicher Sinn, der sowohl dem Individuum Zufriedenheit schenkt als auch dem Gemeinwohl zuträgt – eine echte Win-Win-Situation für persönliches Glück und gesellschaftliche Relevanz.



Orientierung und Klarheit: Gemeinsamkeiten der beiden Modelle

Beide Ansätze im Vergleich
Beide Ansätze im Vergleich

 Sowohl der Nordstern-Ansatz als auch das Ikigai-Modell dienen im übertragenen Sinne als Kompass für das eigene Leben. Beide Konzepte unterstützen Menschen dabei, sich in Phasen der Neuorientierung auf das Wesentliche auszurichten. Im Kern geht es jeweils darum, den persönlichen Sinn zu definieren und als Fixpunkt zu verwenden, um Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen.

  • Klarheit über Werte und Ziele: Sowohl Nordstern als auch Ikigai fordern zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme der eigenen Werte, Talente und Herzensanliegen auf. Man reflektiert: Was ist mir wirklich wichtig? Was kann und will ich beitragen? Durch diese Innenschau gewinnt man klare Maßstäbe, an denen man zukünftige Schritte ausrichtet – sei es der innere Wertkompass bei Dieter Lange oder das vierfache Fragenkompass des Ikigai. Beide fördern eine ganzheitliche Selbstreflexion, die alle Lebensbereiche einschließt, vom Beruf bis zu Beziehungen und Gesundheit.

  • Orientierung in Umbruchphasen: Beide Modelle zielen darauf ab, dem Gefühl der Orientierungslosigkeit entgegenzuwirken, das viele Menschen – gerade in der Lebensmitte – beschleicht. Anstatt ziellos weiterzumachen oder in der Leere nach großen Erfolgen zu versinken, bieten Nordstern und Ikigai einen Nordpunkt, an dem man sich ausrichten kann. Dieses innere Navigationsinstrument hilft dabei, aus dem erwähnten Hamsterrad auszusteigen und neue, sinnstiftende Pfade einzuschlagen.

  • Aussteigen aus dem „höher, schneller, weiter“: Interessanterweise adressieren beide Ansätze die Falle, ausschließlich äußeren Erfolgszielen nachzujagen. Dieter Lange betont, dass wir nicht glücklicher werden, nur weil wir immer mehr Ziele abhaken – oft bleibt die tiefe Zufriedenheit aus. Auch Ikigai lenkt den Fokus weg vom reinen Leistungsdenken hin zu dem, was uns lebendig fühlen lässt. Beide Konzepte schenken also Gelassenheit und ermutigen dazu, den eigenen Weg statt fremder Erwartungen zu verfolgen.

  • Sinnerfüllung statt nur Erfolg: Letztlich versprechen sowohl der Nordstern als auch Ikigai ein Leben, auf das man am Ende erfüllt zurückblicken kann. Hat man seinen Nordstern gelebt, so „hat man seine Zeit sinnvoll genutzt“. Wer sein Ikigai täglich auslebt, empfindet Lebensfreude und Zweck, die über rein materielle Erfolge hinausgehen. In beiden Fällen entsteht ein Gefühl inneren Friedens und der Gewissheit, am richtigen Platz im Leben zu sein.


Unterschiede: Ein Leitstern versus vier Säulen der Berufung

Trotz aller Gemeinsamkeiten gibt es markante Unterschiede zwischen Dieter Langes Nordstern-Ansatz und dem Ikigai-Modell:

  • Metapher vs. Modell: Der Nordstern ist primär eine Metapher – ein einzelner Leitstern, der als Sinnbild für die große Lebensvision steht (Vgl. wingwave-persdorf.de). Ikigai hingegen ist ein Modell mit mehreren Komponenten (die vier Fragen bzw. Schnittmengen). Während Lange dazu inspiriert, ein zentrales Lebensziel oder eine persönliche Bestimmung zu formulieren (Vgl. wingwave-persdorf.dewingwave-persdorf.de), lädt Ikigai dazu ein, verschiedene Aspekte des Selbst systematisch zu kombinieren, um eine stimmige Berufung oder Lebensaufgabe zu finden. Einfach gesagt: Nordstern fragt „Was ist dein Sinn des Lebens?“, Ikigai fragt „Wie lassen sich alle deine Leidenschaften und Talente mit einem Sinn verbinden?“.

  • Innerer Fokus vs. Verbindung mit der Welt: Langes Ansatz betont stark die innere Wahrheit und das Sich-selbst-treu-Bleiben. Es geht darum, unabhängig von äußeren Einflüssen den eigenen Kern zu entdecken und daraus Ziel und Richtung abzuleiten. Ikigai bezieht neben dem inneren Fokus explizit auch die Außenwelt mit ein – insbesondere die Fragen, was andere Menschen oder die Gesellschaft brauchen, und wie man dadurch einen Beitrag leisten kann. Damit verknüpft Ikigai den persönlichen Sinn mit einem sozialen Mehrwert, während der Nordstern eher als individueller Polarstern fungiert, der aus der eigenen Identität und Werten gespeist wird.

  • Strukturierte Herangehensweise: Das Ikigai-Modell bietet einen recht greifbaren, logischen Prozess (vier Fragen, oft visualisiert durch einen vierteiligen Venn-Diagramm-Kreislauf). Diese Struktur kann insbesondere denjenigen helfen, die gern systematisch vorgehen, um ihren Purpose zu erarbeiten. Dem Nordstern-Konzept liegt zwar auch ein Prozess zugrunde (z.B. in Langes Lebensschule mit mehreren Modulen und Reflexionsfragen), doch es ist weniger als Schema bekannt, sondern stark an die persönliche Begleitung durch den Coach gebunden. Man könnte sagen: Ikigai ist DIY-freundlich, während Nordstern oft im Rahmen eines Coachings oder Seminars erarbeitet wird – was ebenfalls sehr wertvoll sein kann, aber anders vermittelt wird.

  • Zielgruppen und Anwendung: Historisch richtet sich Dieter Lange vor allem an High-Performer, Führungskräfte und Unternehmer in anspruchsvollen beruflichen Umfeldern. Sein Wording (z.B. „aus dem Hamsterrad aussteigen“, „wahrer Erfolg“) spricht oft Menschen an, die bereits viel erreicht haben, nun aber nach Sinn suchen. Ikigai hingegen wird in breiterem Kontext angewandt – von jungen Menschen in der Berufswahl bis hin zu Rentnern, die ein sinnvolles Hobby oder soziales Engagement suchen. Gerade für Boomer, die aus dem Berufsleben ausscheiden oder eine späte Karriereveränderung anstreben, bietet Ikigai eine universelle Vorlage, um sich neu zu erfinden, ohne an eine bestimmte Branche oder Rolle gebunden zu sein. Natürlich kann auch ein Nordstern-Workshop für einen Ruheständler erhellend sein, doch Ikigai ist kulturell gesehen fest mit dem aktiven Altern verknüpft: Nicht umsonst bleiben die ältesten Japaner mental und körperlich fit, indem sie täglich etwas tun, das ihnen Sinn gibt – sei es Gartenarbeit, Handwerk oder Gemeinschaftsarbeit.


Zusammengefasst könnte man sagen: Der Nordstern zeigt die Richtung an – einen klaren, hohen Norden, auf den man zusteuert. Ikigai beleuchtet den Schnittpunkt verschiedener Richtungen – es hilft, mehrere Lebensfäden so zusammenzuführen, dass ein belastbares Netz an Sinn und Zufriedenheit entsteht.



Wissenschaftlich fundiert: Ikigai als Boost für Selbstwirksamkeit und Wohlbefinden


Ein entscheidender Aspekt, in dem das Ikigai-Modell hervorsteht, ist seine Verankerung in psychologischen Theorien und Forschungsergebnissen. Während der Nordstern-Ansatz vor allem auf Lebenserfahrung und philosophischer Weisheit beruht (Lange selbst schöpft aus 30 Jahren Trainererfahrung und östlichen Weisheitslehren), lässt sich die Wirksamkeit von Ikigai auch durch wissenschaftliche Studien untermauern.

Selbstwirksamkeit – ein Konzept aus der Psychologie, geprägt vom kanadischen Forscher Albert Bandura – spielt dabei eine Schlüsselrolle. Selbstwirksamkeit beschreibt den Glauben an die eigene Fähigkeit, Herausforderungen aus eigener Kraft zu meistern. Sie gilt als wichtiger Treiber für Motivation und persönliches Wachstum (Vgl. positivepsychology.com).


Das Ikigai-Konzept fördert diese Selbstwirksamkeit in besonderem Maße: Denn wer sein Ikigai lebt, tut in der Regel Dinge, die er gut kann und die ihm entsprechen – das heißt, man erlebt sich als kompetent und wirkungsvoll. Studien über Ikigai zeigen, dass ein „gelebtes Ikigai“ eng verbunden ist mit aktivem Gestalten des eigenen Lebens und dem Ausschöpfen des eigenen Potenzials (Vgl. finde-zukunft.de). Menschen fühlen ein größeres Maß an Ikigai, „wenn sie etwas erreichen, das nur sie allein schaffen konnten“, schreibt eine Analyse – Selbstwirksamkeit ist somit ein Schlüssel für Ikigai und stärkt zugleich die Resilienz. Mit anderen Worten: Ikigai ermutigt dazu, die eigenen Fähigkeiten sinnstiftend einzusetzen, was wiederum den Glauben an die eigene Wirkkraft steigert – ein positiver Kreislauf.

Dieter Langes Nordstern-Konzept setzt zwar ebenfalls auf Eigenverantwortung und intrinsische Motivation, doch ist es weniger explizit darin, konkrete Kompetenzfelder oder Beiträge zur Welt zu benennen. Der Nordstern appelliert generell an Mut und Authentizität, überlässt aber die Umsetzung (das „Wie“) dem Individuum oder nachgelagerten Coaching-Übungen. Ikigai dagegen liefert von vornherein vier klare Dimensionen, in denen man aktiv werden kann. Gerade für Menschen im reiferen Alter kann diese Struktur helfen, verborgene Stärken oder neue Möglichkeiten zu erkennen – etwa festzustellen, dass man ein Hobby zur Berufung machen kann, weil genau diese Erfahrung von anderen gebraucht wird. Dieses systematische Verzahnen von Selbstverwirklichung und Beitrag zum Großen Ganzen ist ein Grund, warum Ikigai sich gut mit etablierten psychologischen Modellen verbinden lässt (z.B. Elemente der positiven Psychologie oder der Selbstbestimmungstheorie).

Auch empirisch zeigen sich Vorteile: So haben japanische Wissenschaftler herausgefunden, dass Menschen mit einem ausgeprägten Ikigai-Gefühl gesünder und länger leben. In einer bekannten 7-Jahres-Studie mit über 40.000 Erwachsenen zeigte sich, dass jene, die keinen Sinn im Leben (kein Ikigai) sahen, ein um 50% erhöhtes Sterblichkeitsrisiko hatten im Vergleich zu denen, die einen Lebenssinn verspürten. Insbesondere das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen war bei sinn-orientierten Personen deutlich geringer. Die Forscher betonen, dass diese Ergebnisse nicht nur statistisch, sondern substanziell signifikant sind – Purpose wirkt sich messbar auf die physische Gesundheit aus. Zwar gibt es für Dieter Langes Nordstern-Ansatz keine derart spezifischen Studien, doch die Parallele dürfte klar sein: Ein Leben, das von Klarheit und Sinn getragen ist, stärkt seelische und körperliche Kräfte. Ikigai lässt sich hierbei als konkretisiertes Konzept begreifen, das jene gesundheitsförderlichen Aspekte systematisch hervorbringt – beispielsweise durch soziale Eingebundenheit („was die Welt braucht“), kontinuierliches Lernen und Leisten („worin bin ich gut?“) und emotionale Erfüllung („was liebe ich?“).


Zusammenfassend kann man sagen: Ikigai vereint traditionelle Weisheit mit moderner Wissenschaft. Es ist nicht nur ein inspirierendes Konzept, sondern eines, das durch Begriffe wie Selbstwirksamkeit, Resilienz und Meaningfulness in der Psychologie gut verstanden wird. Für Sinnsuchende – gerade im späteren Lebensalter – bedeutet das, dass Ikigai nicht im Vagen bleibt, sondern handfeste Ansatzpunkte liefert, die nachweislich positive Auswirkungen haben.



Praxisbeispiel: Vom Karriereende zum Neuanfang

Renate, 59, steht kurz vor dem Ruhestand (Stockfoto von Wix.com, Renate gibt es nicht wirklich aber es wird klar was ich damit meine)
Renate, 59, steht kurz vor dem Ruhestand (Stockfoto von Wix.com, Renate gibt es nicht wirklich aber es wird klar was ich damit meine)

Theorie und Konzepte sind das eine – doch wie könnte die Anwendung von Nordstern und Ikigai konkret aussehen? Betrachten wir ein fiktives Beispiel aus der Lebensrealität eines Boomers:

Beispiel: Renate, 59, steht kurz vor dem Ruhestand. Nach über 35 Berufsjahren als Projektmanagerin fühlt sie sich einerseits erschöpft, andererseits aber nicht bereit, einfach nichts mehr zu tun. Sie spürt den Wunsch, im nächsten Kapitel ihres Lebens etwas Sinnstiftendes zu beginnen, das über den klassischen Ruhestand hinausgeht.

  • Mit dem Nordstern-Ansatz würde Renate zunächst innehalten und reflektieren, “Was gibt mir Orientierung? Wofür stehe ich jeden Tag auf?”. In Gesprächen oder Selbstreflexion könnte sie erkennen, dass ihr persönlicher Nordstern vielleicht „Wissen weitergeben und Menschen wachsen sehen“ lautet – denn rückblickend erfüllten sie am meisten die Momente, in denen sie jüngere Kollegen mentorierte. Dieses innere Leitbild (anderen zu helfen, sich zu entwickeln) wird zu Renates Polarstern. Daraus ableitend entscheidet sie sich, nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen als Beraterin und Mentorin für Start-ups tätig zu werden. Ihr Nordstern – die Bestimmung, ihre Erfahrung weiterzugeben – dient fortan als Kompass, um neue Projekte auszuwählen, und bewahrt sie davor, in Passivität oder Belanglosigkeit zu verfallen.

  • Mit dem Ikigai-Modell würde Renate systematischer vorgehen. Sie beantwortet die vier Schlüsselfragen: Was liebe ich? – Sie liebt es zu lehren und kreative Ideen zu schmieden. Worin bin ich gut? – Sie hat Organisationstalent und ein großes Netzwerk, ist geduldig im Erklären. Was braucht die Welt? – Es gibt viele junge Gründer und Gründerinnen, die von erfahrenem Coaching profitieren könnten. Wofür kann ich bezahlt werden? – Unternehmensberatung, Mentoring-Programme oder Lehraufträge wären mögliche Einnahmequellen. Aus der Überschneidung formt sich ihr Ikigai: **Start-up Mentorin/Coach. Renate erkennt, dass sie ihre jahrzehntelange Expertise gezielt einsetzen kann, um der nächsten Generation zu helfen, und dabei selbst Erfüllung findet. Sie beginnt, pro Woche einige Stunden Gründer zu beraten und erlebt bald, wie viel Freude es ihr macht, gebraucht zu werden und gleichzeitig dazuzulernen – ein perfekter Mix aus Leidenschaft, Nutzen und praktischer Tätigkeit.


In beiden Ansätzen hat Renate am Ende einen neuen Weg für sich gefunden. Der Unterschied liegt im Prozess: Der Nordstern gab ihr eine inspirierende Leit-Idee an die Hand (ihr „Warum“), während Ikigai ihr half, das „Warum“ mit einem konkreten „Was“ und „Wie“ auszugestalten. Für viele Menschen kann die Kombination beider Methoden ideal sein: Zuerst das große Bild (Nordstern) malen, dann mit Ikigai die einzelnen Puzzleteile des eigenen Lebens passend zusammenfügen.


Fazit: Klarheit und Purpose im späteren Lebensabschnitt finden

Sowohl Dieter Langes Nordstern-Konzept als auch das japanische Ikigai-Modell zeigen, dass es nie zu spät ist, den eigenen Lebenssinn (neu) zu definieren. Besonders Boomer, die sich in Wandelphasen befinden – sei es der Übergang in den Ruhestand, eine späte Karriereveränderung oder einfach das Bedürfnis nach mehr Erfüllung jenseits von Pflicht und Status – können aus beiden Ansätzen wertvolle Impulse ziehen.


Der Nordstern gleicht einem strahlenden Leitstern am Nachthimmel: Er spendet Orientierung und motiviert dazu, mutig und authentisch dem eigenen Weg zu folgen. Das Ikigai wirkt wie ein strukturiertes Navigationssystem, das alle relevanten Faktoren des Lebens integriert und so Schritt für Schritt zum individuellen Zweck führt. In der Kombination ergibt sich ein kraftvolles Werkzeug: die inspirierende Vision gepaart mit einer systematischen Herangehensweise.


Für die Leserinnen und Leser bedeutet das: Sie können heute damit beginnen, sich die entscheidenden Fragen zu stellen – ob nun in der poetischen Form „Was ist mein Nordstern?“ oder anhand der vier Ikigai-Fragen. Beide Wege verlangen ehrliche Selbstreflexion, beide schenken im Gegenzug Klarheit. Und diese Klarheit ist der erste Schritt, um den eigenen Purpose zu finden und zu leben. In einer Lebensphase, in der vieles im Wandel ist, kann ein klarer Purpose wie ein Anker wirken, der Sinn und Freude stiftet.

Am Ende geht es nicht darum, ob man den japanischen oder den deutschen Begriff verwendet – entscheidend ist, dass man den Mut fasst, seinem Leben (nochmals) neuen Sinn zu geben. Die Boomer-Generation bringt einen reichen Erfahrungsschatz mit; Nordstern und Ikigai helfen, dieses Gold des Erlebten zu einem neuen, erfüllenden Kapitel zu schmieden. Wer seinen inneren Ruf hört und ihm folgt, dem bietet sich die Chance, die kommenden Jahre zu den vielleicht sinnreichsten seines Lebens zu machen – geführt vom eigenen Nordstern, belebt durch das Ikigai im Herzen.


Quellen: Dieter Lange, Greator Lebensschule; Ikigai-Forschung und -Literatur; Albert Bandura (Selbstwirksamkeit).

 
 
 

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